Ereignis: 11.01.2016 Leipzig

Während sich am Abend des 11.01.2016 die Legida-Aufmärsche erstmalig jährten, nutzten über 200 Neonazis und rechte Hooligans die Chance, weitgehend unbemerkt in den Leipziger Stadtteil Connewitz zu gelangen. Den Zeitpunkt wählten sie gezielt, denn sie gingen davon aus, dass sich viele EinwohnerInnen des Stadtteils auf Gegendemonstrationen in der Innenstadt befinden. Da sich auch der Polizeieinsatz auf das Demonstrationsgeschehen beschränkte, blieb ihre Anreise weitgehend unbemerkt.

Ihre Autos parkten sie im Bereich des Gewerbegebietes Threnaer Straße. Bewaffnet mit Äxten, Messern, Totschlägern und Pyrotechnik zog der Mob bis zur Wolfgang-Heinze-Straße, wo die Angreifer zahlreiche Schaufensterscheiben zerstörten, drei PassantInnen verletzten und eine Wohnung mit Leuchtgeschossen in Brand steckten. In einem Dönerladen explodierte eine Kugelbombe, die den Laden nahezu komplett verwüstete und allein einen Sachschaden von etwa 20.000 Euro verursachte. Der Gesamtschaden belief sich letztendlich auf eine Summe im oberen fünfstelligen Bereich.

Als die ersten Polizeifahrzeuge in Connewitz ankamen, wurde den Nazis ihre mangelnde Ortskenntnis zum Verhängnis. Da man keine Fluchtwege und -möglichkeiten kannte, konnten 215 Angreifer relativ einfach von den Polizeikräften gekesselt werden.

Die Art und Weise des Angriffs sowie die Zusammensetzung des Nazimobs verdeutlichen, dass der Angriff von langer Hand organisiert und geplant wurde. Die Täter waren zu einem nicht unerheblichen Teil bereits als „rechtsmotiviert“ und/oder „Gewalttäter Sport“ aktenkundig sowie aufgrund mitgeführter Utensilien dem Fußballfanklientel zuzuordnen.

Von den 215 festgestellten mutmaßlichen Tätern sind laut der Antwort auf eine entsprechende Landtagsanfrage 41 Personen (davon 16 als „Gewalttäter Sport“ registrierte Hooligans) der Fanszene des Fußball-Oberligisten 1. FC Lok Leipzig zuzurechnen. Davon seien 6 Beschuldigte der Fangruppe „Scenario Lok“ angehörig. 16 Täter seien Anhänger von Dynamo Dresden, darunter 6 Personen aus der als rechtsextremistisch einzustufenden Gruppierung „Faust des Ostens“. Unter den festgestellten Personen befinden sich auch Fans von Rot-Weiß Erfurt (4), Carl Zeiss Jena (2), des Halleschen FC, Chemnitzer FC und von RB Leipzig (jeweils 1). Der überwiegende Teil der Täter (147 Personen) habe jedoch keinen erkennbaren Fußballbezug gehabt, so Ulbig in Beantwortung einer Kleinen Anfrage im Sächsischen Landtag. Mehr als jeder dritte Randalierer – insgesamt 77 Personen – soll aus der rechtsextremistischen Szene in Sachsen stammen, so das Innenministerium.

Die vom Verfassungsschutz beobachtete „Brigade Halle“ rief sogar öffentlich zur Gewalt in Connewitz auf.

Die Freie Kameradschaft Dresden verkündete bereits am 07.01.2016 eine „Überaschung“ in Leipzig, was für eine geplante Aktion am 11.01.2016 in Connewitz spricht.

Es gelang an diesem Abend jedoch auch mehreren Angreifern, darunter Benjamin Brinsa, die Flucht vor der Polizei. Im Internet feierten Neonazis und Hooligans diesen Angriff in Connewitz als Erfolg und verkaufen inzwischen T-Shirts mit der Aufschrift „Connewitz war erst der Anfang“.

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